Montag, 17. Oktober 2011

Soirée

Sehr spät und dadurch werbemäßig vermutlich kaum wirksam teile ich hiermit mit, dass am kommenden Donnerstag, den 20.10 um 19:30 Uhr in Frankfurt, Haus am Dom, Adresse: Domplatz 3, eine Soirée mit meiner Person (ich sage extra nicht: „mit meiner Wenigkeit“, weil mir dieses drollige möchtegernbescheidene Wort zwar gefällt, es leider aber so abgedroschen ist) stattfindet. Es ist ein Dreiteiler: Erst Lesung, dann Bühnendiskussion und schließlich Interaktion mit dem Publikum, also Fragen stellen. Wenn keine Fragen kommen, dann nach Hause gehen.

Ich warne Sie allerdings, oder beglücke Sie (je nachdem) mit der Ankündigung, dass meine Lesung nicht ganz klassisch verlaufen wird. Mein persönlicher und leider auch in Wirklichkeit mehrmals wiedergekehrter Albtraum einer Lesung ist: Autor (unter Umständen auch ein von mir sehr verehrter und geliebter Autor) liest - gegebenenfalls mit monotoner, einschläfernder Stimme - aus seinem aktuellem Buch, das ich eh schon selbst gelesen habe; Autor klappt das Buch zu und steht auf; Applaus; Autor verschwindet, ohne die Möglichkeit für Fragen aus dem Publikum anzubieten, oder, noch schlimmer: ihm werden Fragen hinterhergerufen, die er ignoriert.

Ich werde jedenfalls versuchen, diametral dazu vorzugehen. Beziehungsweise so ist die ganze Sache ja auch konzipiert, wie oben schon zu lesen war.

Zwar habe ich aktuell eine starke Erkältung, mein Kopf ist momentan aus Beton und hat einen Durchmesser von circa einem Meter, aber bis Donnerstag ist sein Umfang hoffentlich auf einen halben Meter geschrumpft. Zumindest ist mir ein super Einstieg eingefallen, und ich glaube: so einen hat wohl noch nie jemand in seiner Lesung gebracht. Hoffentlich läuft mir das Publikum nicht gleich mit ihren Trenchcoats auf dem Arm und mit zusammengeklappten Regenschirmen Richtung Bühne fuchtelnd davon. Aber jetzt nichts Schockierendes erwarten oder so, der Einstieg ist halt… eigen. Der Rest muss sich dann ergeben. (Ich muss nämlich noch ordentlich zusammenkürzen, weil es eine Zeitvorgabe für die einzelnen Parts gibt, was ich nicht wusste. Nur die Gesundheit zwingt mich aktuell zur Prokrastination.) Allerdings: anhand dieser nasen- und hirnnebenhöhlenverstopften und dadurch, sagen wir, etwas unbekümmerten Ankündigung eine reine Spaßveranstaltung zu erwarten wäre auch ein Holzweg, wenn nicht gar Betonweg. Jupiter bin ich nämlich nur in meinem Blog, auswärts bin ich ein durchaus höflicher und seriöser Ochse.

Also, wen das alles noch nicht abgeschreckt oder zumindest allzu sehr irritiert hat: Jeder ist willkommen. Abendkleidung nicht nötig, zu essen und zu trinken gibt es meines Wissens ebenfalls nichts umsonst, auch wenn das Wort Soirée so verheißungsvoll klingt. Ich mache jedenfalls sehr gerne eine Soirée, viel lieber als eine Lesung. Eintritt 4 Euro, ermäßigt 3 Euro - für wen auch immer das gilt; ich denke mal, für Schwerbehinderte, wie ich es eine bin, und so. (Ich komme allerdings ganz umsonst rein).